Rückblick Dirigententag am 21. Januar 2012
Der Dirigententag mit Hermann Pallhuber in Schmiechen brachte es ans Licht. Wozu braucht man den Dirigenten eigentlich?
"Gute Dirigenten sind am Ende überflüssig", sagte Hermann Pallhuber beim Dirigententag in Schmiechen. "Gute Musiker wissen auch ohne Dirigenten, was sie zu spielen haben und es klingt womöglich sogar gut", desillusionierte der österreichische Musikpädagoge die etwa 40 Dirigenten aus dem Blasmusikkreisverband Ulm/Alb-Donau, die sich vom Fachmann fortbilden ließen. "Hin und wieder nennen wir es ,dirigieren . . .", lautete das Motto des eintägigen Workshops, der dem Selbstverständnis des Dirigenten auf der Spur war. Denn obwohl er sich möglichst überflüssig machen sollte, ist der Dirigent doch Chef eines Orchesters. "Sie sind Leithammel, Katalysator und Fels in der Brandung", fasste Hermann Pallhuber zusammen. Doch allzu selbstverliebt sollte man in dieser Rolle nicht aufgehen, denn "aus einem Taktstock ist noch kein Ton heraus gekommen", meinte der Referent. Die Musik machen immer noch die Musiker.
Und da ist ein Musikverein ein Sonderfall, wusste der Referent, der auch schon Musikvereine leitete. "Sie haben da die unterschiedlichsten Leute sitzen", meinte Pallhuber "und manche gehen nur aus Gewohnheit zur Probe, weil sie sonst aus ihrem Biorhythmus kommen." Das Schmunzeln in den Gesichter der anwesenden Dirigenten bestätigte dieses Phänomen. Außerdem gebe es viele, "die generell ein bisschen falsch spielen". Das Feld der Unwägbarkeiten ist im Musikverein also groß. Deshalb hat er es nicht leicht, der Dirigent. Leider hatte auch Hermann Pallhuber kein Patentrezept für das beste Dirigieren, sondern "nur" Denkanstöße. "Nur innerlich motivierte Leute spielen wirklich gut", sagte Pallhuber, der am Mozarteum in Salzburg ein Diplomstudium Posaune abschloss. Motivation speist sich aber aus unterschiedlichen Quellen. Wenn die emotionale Wertschätzungsschiene stimme, könne sich ein Dirigent fast alles leisten, wusste der Referent. Stimmt sie nicht, kann sich der Dirigent so viel mühen wie er will: Es wird immer bemüht klingen, hieß die These im Umkehrschluss.Hermann Pallhuber ging auch auf "Fluch und Segen" eines Schlagbildes ein, an das man sich nicht sklavisch zu halten habe. "Schlagbilder unterstreichen die eigene Persönlichkeit", sagte Hermann Pallhuber. Große Dirigenten hätten sich von Schlagbildern meist verabschiedet und brauchten nur ganz wenig Bewegungen, um dem Orchester zu signalisieren, was sie meinen. "Ein Auftakt ist eine Einladung zum Spielen", verdeutlichte der Referent. Und diese Einladung kann auch mit dem Hochziehen der Schultern ausgesprochen werden.
Er sehe den Dirigenten manchmal in der Rolle eines Tellerdrehers, dessen akrobatische Leistung es sei, alle Teller - oder Register - am Laufen zu halten. Wenn es irgendwo wackelt oder aus dem Schwung kommt, muss der Dirigent eingreifen. "Man merkt, dass der von der Basis kommt", lobte Kreisverbandsdirigent Josef Uhl den Referenten.
Nun ist das Dirigieren nicht nur mit leidvollen Erfahrungen und dem immerwährenden Eingreifen verbunden. "Dirigieren ist etwas, das wir auf unserem Lebenskonto einzahlen", wusste Hermann Pallhuber. Man wachse daran, baue Persönlichkeit auf und werde ohnehin immer besser, je älter man werde. Das war für die älteren Dirigenten ein aufbauender Zuspruch und für die jüngeren eine gute Aussicht.
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